Stolpersteinverlegung

von Christoph Jensen

KGL-Schüler*innen begleiten Stolpersteinverlegung

Hösel hat seinen ersten Stolperstein und unsere Schüler*innen haben den Weg dafür mitgeebnet. In einem Projekt neben dem Unterricht hatten sich Freiwillige der Klasse 9a unter Anleitung ihres Lehrers Erik Schumann mit der Forschung rund um Lieselotte Wevers beschäftigt und dabei herausfinden bzw. nachvollziehen können, was sie im Nazi-Reich erleben musste: Als Mädchen mit Trisomie 21 galt ihr Leben in der Zeit des Nationalsozialismus als weniger wertvoll. Die Folge: Keine Beteiligung an der Gesellschaft, keine Hilfe für, sondern sogar Drohungen gegen die Familie. Sie kam 1931 mit der auch Down-Syndrom genannten genetischen Störung in Düsseldorf auf die Welt und wohnte den Großteil ihres kurzen Lebens in Ratingen in der Kohlstraße 3, jetzt Kohlstraße 9. 1941 wurde sie in die St.-Josef-Heil- und Pflegeanstalt nach Düsseldorf-Unterrath und 1943 über Umwege in den Kalmenhof ins hessische Idstein gebracht, wo sie elf Tage nach ihrer Ankunft im Rahmen der Patientenmorde am 22. September 1943 ermordet wurde. Am 22. September 2025, also am 82. Jahrestag ihres Todes, wurde nun der Stolperstein zu ihrem Gedenken verlegt.

Stolpersteine werden vor den letzten freigewählten Wohnorten von Opfern der Nationalsozialisten verlegt, um an ihre Namen und Opfer zu erinnern.

Unsere Schüler*innen hatten in Gesprächen mit Liselottes Nichte, Jutta Wevers, und selbst vor Ort im Archiv den Fall rekonstruiert und waren mit Plakaten und Wortbeiträgen aktiver Teil der Verlegungszeremonie. „Die Geschichte von Lieselotte ging uns unglaublich nah, als wir sie das erste Mal hörten. Näher, als wir vorher vermutet hätten“, gestand Jara Dammann in ihrer Rede ein. Lilly Hofmann verwies auf die Verantwortung ihrer Generation: „Es gibt heute fast keine Zeitzeugen mehr. Deshalb liegt es jetzt an uns, die Erinnerung wachzuhalten.“

Ebenfalls anwesend waren der Erste Beigeordnete der Stadt Ratingen, Patrick Anders, der auf die Notwendigkeit des Erinnerns gerade in Zeiten des aufkommenden Extremismus in Deutschland und der gesamten westlichen Welt hinwies sowie Dr. Bastian Fleermann, Ratinger Historiker und Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, der die häufig vergessene oder vernachlässigte Rolle der psychisch Kranken und Behinderten unter den Opfergruppe des Nationalsozialismus hervorhob. Jutta Wevers, Nichte von Lieselotte, hatte den Stein ins Rollen gebracht, als sie in alten Familienfotos ein Foto von Lieselotte fand und nicht zuordnen konnte. Sie stellte heraus, dass nach der Ermordung von Liselotte ein Tuch des Schweigens über die Geschichte gelegt wurde, das sie nun, über 80 Jahre später, lüftete.

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